Wie alles begann (Aus Michaels Sicht)
Ich wusste nicht, was ich von
dieser seltsamen Schachtel halten sollte, die da im Jahre 1995 unter dem
Weihnachtsbaum lag. Abenteuer Basis- Spiel stand da in gelben Buchstaben.
Darunter ein Bild, auf dem drei grimmig schauende Gestalten zu erkennen
waren. Ich konnte nicht viel damit anfangen und legte sie auf den Stapel
mit dem uninteressanten Kram. Doch als mir die E- Gitarre langweilig wurde
(der Zufall wollte es, dass kein Kabel mitgeliefert war), riskierte ich
dennoch einen Blick in den Kasten. Nachdem die Aventurien- Karte mein
Interesse geweckt hatte, las ich das Regelbuch I. Am nächsten Tag kam
dann das Regelbuch II und ehe ich mich versah, war auch schon das erste
Soloabenteuer bestanden. Nach den Feiertagen fuhr ich gleich in die Stadt
und besorgte mir den Klassiker "Zug durch das Nebelmoor/Sümpfe
des Lebens", was sich im Nachhinein als extrem schlechtes
Einstiegsabenteuer erwies, da es vom Hack'n'Slay- Stils der frühen
DSA- Jahre nicht verschont geblieben war.
Als die Ferien vorbei und
wir wieder zurück in Singapur (wo wir damals lebten) waren, machte
ich schnell die Entdeckung, dass DSA in meiner Klasse nicht unbekannt war.
Zumindest konnte ich zwei Schüler ausmachen, die schon erste
Abenteuer gemeinsam gespielt hatten. Einer der beiden besass sogar die
Magiebox GMG, was ihn bei mir äusserst beliebt machte. Nach einigen
Monaten lernte ich dann die Familie des besten Freundes meines Bruders
kennen. Der älteste Sohn (Jonathan) war zwei Jahre älter als ich
und spielte ebenfalls DSA. Dass diese Freundschaft bis heute alle
geographischen Distanzen überlebt hat, wird vielleicht an anderer
Stelle Beachtung finden. So begab es sich, dass sich zwischen den beiden
Gruppen ein reger Kontakt entwickelte. Die beliebteste Anekdote war das
Yetitrauma, das die andere Gruppe gerade erlebte (Wer "Unter dem
Nordlicht" gespielt hat, sollte wissen wovon ich rede, wer es nicht
kennt: E- Mail an den Verfasser
schreiben). Nun aber weiter im Text. Bald fand dann der erste gemeinsame
Spielnachmittag statt. Wenn ich heute auf diese Zeit zurückblicke,
muss ich feststellen, dass man unsere damalige Tätigkeit wohl nicht
wirklich Rollenspiel nennen kann. Ständig wurde mit dem Meister
diskutiert, man war ja schliesslich viel schlauer und hatte die neue Box
vor ihm durchgelesen. Und wenn der Spielleiter schliesslich konsequent
durchgriff und den Helden APs abzog, dann war das Streitthema für die
nächste halbe Stunde geboren. Nichtsdestotrotz machte es einen
Riesenspass. Es gab immer etwas neues zu entdecken. Und aus dem Umstand
heraus, dass die Mysteria Arkana mangels Zweitausgabe nur dem jeweiligen
Meister zugänglich war, konnte man die Spieler immer wieder überraschen.
Heute ertappe ich mich oft selbst, wenn ich sofort anhand der Beschreibung
die Werte des entsprechenden Dämonen suche und unsere Siegchancen
ausrechne.
Wie gesagt, bald fand der erste gemeinsame Spielnachmittag
statt. Wir spielten "Staub und Sterne" und diese Session war
wohl die "beste", an die ich mich erinnern kann. Das ist wohl
durch die Tatsache zu erklären, dass ich den Meister und die Hälfte
der Mitspieler nie zuvor gesehen hatte und ich wirklich gefordert wurde.
Ich musste mich auf die neue Gruppe einstellen und das bewirkte eine
wirklich gute Interaktion untereinander. Niemand kam auf die Idee eine
stimmungsvolle Szene mit einem dummen Spruch kaputt zu machen. Wie dem
auch sei, die Freude wärte nicht lang, da wir schon bald wieder nach
Europa umzogen.
So kam ich also im Sommer 1997 in die Schweiz. Nach
einigen sonstigen Einstiegsschwierigkeiten (vor allem sprachlicher Natur)
war es dann soweit. Ich setzte mich mit zwei Klassenkameraden zusammen,
die zuvor Interesse angemeldet hatten. Nun, ich bin ja auch für eine
lockere Ausübung des Hobbys Rollenspiel, aber dumme Sprüche in
einer derartigen Quantität brachten mich an den Rande der
Verzweiflung. Also war nach zwei, drei Sessions ausser Spesen nichts
gewesen. Was wir (Jonathan und ich) glücklicherweise aufrecht
erhalten konnten waren die gegenseitigen Besuche. Immerhin konnte ich so
zumindest zwei Wochen im Jahr spielen (zu zweit oder zu dritt mit
Jonathans Cousin Basti). Ausserdem investierte ich ziemlich viel in neues
Material (wer nicht spielen kann, liest halt).
Dann kam der nächste
Umzug, diesmal innerhalb der Schweiz. Und nachdem wir nun ein Jahr waren,
ziehen wir wohl bald wieder nach Deutschland. Ich hoffe, das sich im
Grossraum München eine nette Gruppe findet...